unsere Sonne

Have a lovely day

Der kurze Regen des gestrigen Abends war zum Glück kein Vorbote des heutigen Tages. Die Sonne strahlte mit voller Kraft und das bei 22 Grad und Windstille.

Wir genossen es einfach am Wohnmobil in der Sonne zu chillen. Auch Carlo wollte raus. Da wir aber auf der Tür abgewandten Seite saßen, hätten wir ihn nicht im Blick gehabt. Kurzerhand bauten wir ihm einen Ausstieg durch’s Fenster zu uns. Das klappte super und Maia war ganz fasziniert.

Ganz gemächlich ging es dann langsam aber sicher in den Ort.

Vor dem Pub Brandons Arms war ein Bikertreffen. Männer in Lederkluft und mit langen Bärten, mit rauem Gesichtsausdruck und auf Hochglanz polierten Maschinen.

Maia hat so viele Motorräder noch nie gesehen und bleibt fast vor jedem mit großer Bewunderung stehen. Und siehe da, bei dem einen oder anderen rauen Gesicht kommt ein freundliches Lächeln zum Vorschein. Die harten Burschen mit weichem Kern.

Wir wollen uns mit Proviant vom Bäcker für den Strand eindecken und steuern unsere neue Stammbäckerei Landsdowne an.

Scones, Pizza, Brownie, Brot egal was es ist, einfach lecker, keine Massenware, sondern selbstgebacken.

Gut eingedeckt mit Proviant aus Backwaren steuern wir unser nächstes Ziel Sainsburys an. Wir wollen Maias Losgewinn einlösen und fragen sie, ob sie von ihrem Gewinn neue Lose kaufen möchte oder diesen ihrer Spardose zukommen lassen möchte. Sie möchte neue Lose kaufen.

Auf dem Weg machen wir kurz Halt bei einem Surfshop und wollen sehen, ob wir Aufkleber erstehen können. Leo, Maia und ich warten kurz vor dem Geschäft, wo standesgemäß aus einem alten Surfboard eine Sitzbank aufgestellt wurde.

Coolest Kid in town

Als es dann weiter geht, sehen wir, wie eine Mutter mit ihren zwei Kindern auf einer Parkbank sitzt. Sie naschen Süßigkeiten aus einer Tüte. Als wir gerade vorbei gehen, hält die Mutter Maia die Tüte hin und fragt, ob sie auch etwas möchte.

Ich gebe Maia das Ok, dass sie sich etwas nehmen darf, sie nähert sich nur schüchtern, worauf hin die Mutter sagt, dass sie auch zwei nehmen darf. Zaghaft entnimmt Maia zwei Weingummi und freudig lacht uns die Mutter an. Nachdem wir uns bedankt haben, verabschiedet sich die Mutter mit den Worten „have a lovely day“ und einem großen Lächeln im Gesicht von uns. Das war ein richtiger feel good moment.

Ich warte mit Leo vor dem Sainsburys an einer Mauer. Es ist belebt, kein Wunder es ist Wochenende und bestes Wetter. Ich sinnieren über die Briten, die im Vorbeigehen stets freundlich und fast schon liebevoll in ihrem Ausdruck sind. Aber im gleichen Moment auch voller Stolz, ohne dabei arrogant zu sein. Es ist so leicht sie zu mögen die Briten. Diese Mischung aus Humor, Stolz und Freundlichkeit ist irgendwie einmalig. In diesem Moment wird mir klar, warum die Briten den Brexit brauchten. Sie hatten Angst sich zu verlieren, wenn sie sich nicht mehr als Briten, sondern als Europäer fühlen.

2019 sprach uns auf unserer England Reise eine Britin älteren Semesters an und als wir uns so unterhielten, fragte sie woher wir sind. Im weiteren Gespräch meinte sie, dass sie hofft der Brexit würde kommen und die Briten befreien. Wir als Deutsche müssten das doch verstehen, schließlich seien wir auch eine stolze Nation.

Als das Gespräch beendet war, hielten Vinzenz und ich sie für komplett durch geknallt. Auch heute bin ich der Überzeugung, dass der Brexit kein kluger Schachzug war. Aber ich kann den Gedanken dahinter glaube ich heute besser verstehen. Bedenken muss man dabei aber auch, dass für den Ausstieg eben hauptsächlich die älteren gestimmt haben, die ihre Identität als Briten durch eine kulturelle Durchmischung in Gefahr sahen. Man kann die Zeit nicht festhalten oder zum Stillstand zwingen, das kann auch der Brexit nicht erreichen. Man kann nur hoffen, dass die jungen Briten, die gegen den Brexit waren und auch die Zukunft der UK sind, es besser machen. Das Leben ist immer in Bewegung, wer sich vor Veränderung fürchtet geht in den Stillstand und lebt nicht mehr.

Genug philosophiert, kommen wir zurück zur Reise.

Den Hügel von Sainsburys herunter zur Bucht, war schon eine kleine Völkerwanderung. Der Gehweg ist sehr schmal und es passen maximal zwei Menschen nebeneinander. Bei Gegenverkehr kommt man also gut aneinander vorbei, aber eben auch nicht mehr. Sobald man eine große Strandtasche trägt o.ä. wird es schon schwierig. Vor uns läuft ein mittelaltes Pärchen deutlich langsamer, als wir. Zunächst überholt Leo, am anderen Ende der Leine ist Vinzenz, gefolgt von Maia… Es entsteht glaube ich langsam der Eindruck eines langen Zuges. Kurz bevor ich als quasi letzter Waggon vorbei ziehe, kündige ich es an: „ just one more!“ und bedanke mich, für‘s Platz machen. Das Pärchen lacht freundlich zurück und gesteht ziemlich langsam zu sein. Wir wünschen uns gegenseitig einen schönen Tag und das Überholmanöver ist beendet. Ich schätze diese Freundlichkeit und unkomplizierte Art einfach sehr.

Als wir am Strand ankommen, werden wir erschlagen von den Menschenmassen. Zudem ist Hochwasser und der Strand natürlich winzig klein. Wir haben eigentlich keine Hoffnung unseren Platz an der Lagune überhaupt zu bekommen. Ein Vater spielt mit seinem kleinen Sohn in dem Bereich, wirkt aber nicht so, dass er sich dort häuslich niederlassen wollen würde.

Wir haben also Glück und unseren Stammplatz wieder.

Nach und nach verirren sich Kinder zunächst ohne Erwachsene an die Lagune. Teilweise deutlich jüngere Kinder als Maia. Wir sind verwundert, wie gelassen die Erwachsenen ihre Kinder einfach ihre Erkundungstouren machen lassen, gerade auch in Wassernähe.

Irgendwann gesellen sich auch die Erwachsenen dazu und es werden immer mehr. Am Ende ist Full House und das ist Maia und auch Leo Zuviel.

Maia geht mit Vinzenz daher oft ans Meer, was sich glücklicherweise zurückzieht und mehr Strandfläche frei gibt.

Der Hund der einen Familie mischt Leo dann nochmal ordentlich auf, was etwas nervig ist, denn tobende Hunde inmitten der ganzen kleinen Kinder muss nicht sein.

Die Briten sind da einfach entspannt und Hunde gehören immer und überall dazu und dürfen auch relativ viel, was in Deutschland undenkbar wäre. Eigentlich alles super, nur kennt Leo das so nicht und das macht es für uns unentspannt.

Nach und nach lichtet sich der Strand und wir können wieder etwas mehr genießen und entspannen.

Maia hat ihre Lagune wieder für sich und auch die Kletterfelsen sind nur für sie.

Auch dieser herrliche Tag geht nun zu Ende.

Auf dem Rückweg über den Strand entdecken wir diese schöne Steinsonne.

Es wird langsam alles in Dunst gehüllt und das macht eine ganz besondere Stimmung.

Wir haben den Tag maximal ausgekostet und erleben den Sonnenuntergang am Meer. Es herrscht eine friedliche Stimmung am Strand, aber auch der Kanal verströmt eine gewisse Magie.

Wir treffen erst in der Dunkelheit am Campingplatz ein und laufen unseren Nachbarn quasi in die Arme, die sich dafür unter lachen entschuldigen gestern die Absicht hatten zu grillen und den Regen damit herbei beschworen haben. „i must apologize for the rain yesterday“ Heute sprach nichts dagegen zu grillen und das taten wir dann auch.

Nach diesem Tag schlief Maia sofort ein.

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